Reizdarmsyndrom - DocCheck Flexikon (2024)

Reizdarmsyndrom - DocCheck Flexikon (1)

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Synonyme: Reizdarm-Syndrom, Colica mucosa, Colitis spastica, Colon spasticum, Colon irritabile
Englisch: irritable bowel syndrome, IBS

Inhaltsverzeichnis

  • 1 Definition
  • 2 ICD10-Codes
  • 3 Ätiologie
  • 4 Epidemiologie
  • 5 Symptome
  • 6 Einteilung
  • 7 Diagnostik
  • 8 Differentialdiagnosen
  • 9 Therapie
  • 10 Quellen

Definition

Das Reizdarmsyndrom, kurz RDS, ist ein häufiges, aber relativ unscharf definiertes, gastroenterologisches Krankheitsbild, das durch diffuse abdominelle Beschwerden gekennzeichnet ist. Es wird oft den psychosomatischen Erkrankungen zugeordnet.

Die Diagnose "Reizdarmsyndrom" ist im strengen Sinn eine Ausschlussdiagnose. Sie wird dann gestellt, wenn trotz sorgfältiger Untersuchung des Patienten keine organischen Ursachen für bestehende abdominelle Beschwerden gefunden werden können.

ICD10-Codes

  • K58.0: Reizdarmsyndrom mit Diarrhoe
  • K58.9: Reizdarmsyndrom ohne Diarrhoe

Ätiologie

Die genaue Pathogenese des Reizdarmsyndroms ist zurzeit unklar (2024). Als mögliche Ursachen werden u.a. eine viszerale Hypersensitivität, Motilitätsstörungen, Fehlsteuerungen des autonomen Nervensytems und psychosomatische Störungen diskutiert. Möglicherweise hängt die Erkrankung mit der Anzahl der enterochromaffinen Zellen in der Darmschleimhaut zusammen. Bei RDS-Patienten mit Diarrhoe ist die Anzahl der enterochromaffinen Zellen im Colon vermehrt, bei RDS-Patienten ohne Diarrhoe vermindert.[1]

Weiterhin weisen tierexperimentelle Studien darauf hin, dass die Beschwerden der Patienten mit Reizdarmsyndrom womöglich auch durch eine erhöhte Histaminkonzentration ausgelöst werden, die durch Histamin-produzierende Bakterien verursacht wird.[2]

Epidemiologie

Das Reizdarmsyndrom ist eine sehr häufige Erkrankung. Die Prävalenz wird auf ca. 4% geschätzt. Frauen sind häufiger betroffen als Männer (Verhältnis etwa 2:1).

Symptome

Das Reizdarmsyndrom äußert sich durch schwer einzuordnende Beschwerden des Verdauungstrakts. Die Patienten klagen oft über krampfartige, als dumpf empfundene Bauchschmerzen. Gleichzeitig leiden sie unter Völlegefühl und Blähungen. Der Stuhlgang kann im Sinne einer Obstipation oder Diarrhoe verändert sein.

Nach Rom-IV-Kriterien liegt ein Reizdarmsyndrom vor, wenn folgende Kriterien erfüllt sind:

  • wiederholte Bauchschmerzen assoziiert mit mindestens zwei der folgenden Kriterien:
    • Zusammenhang mit der Stuhlentleerung
    • Änderung der Stuhlfrequenz
    • Änderung der Stuhlkonsistenz
  • Beginn der Beschwerden vor mehr als 6 Monaten
  • Beschwerden an mindestens einem Tag pro Woche im letzten Monat

Einteilung

Das Reizdarmsyndrom kann anhand der Symptomatik in verschiedene Typen eingeteilt werden:

  • RDS-D: diarrhö-prädominantes Reizdarmsyndrom (Durchfall)
  • RDS-O: obstipations-prädominantes Reizdarmsyndrom (Verstopfung)
  • RDS-M: Reizdarmsyndrom mit wechselnden Stuhlgewohnheiten

Diagnostik

  • Anamnese
  • Abdominelle Palpation
  • Sonografie
  • Endoskopie
  • Labor
    • Blutbild: unauffällig
    • Entzündungsparameter: unauffällig
    • Test auf okkultes Blut im Stuhl (z.B. iFOBT): negativ
    • Calprotectin im Stuhl: negativ
    • Pankreas-Elastase 1 im Stuhl: unauffällig

Differentialdiagnosen

Mögliche Ursachen, die es auszuschließen gilt, sind:

  • Nahrungsmittelunverträglichkeiten
    • Laktoseintoleranz
    • Fructoseintoleranz
    • Histaminintoleranz
  • Lebensmittelallergien
  • Störungen der Gallenfunktion
  • exokrine Pankreasinsuffizienz
  • Mastzellaktivierungssyndrom

Therapie

Es gibt bisher (2024) keine gesicherte Kausaltherapie und keine etablierte symptomatische Standardtherapie des RDS. Die Erstlinientherapie sollte auf der Grundlage einer tragfähigen Arzt-Patient-Beziehung ("sprechende Medizin") auf nachhaltige Veränderungen des Lebensstils in den Bereichen Ernährung, Stressbewältigung und Selbsthilfe sowie Phytotherapie und Probiotika ausgerichtet sein.

Eine Pharmakotherapie, die an der Besserung der Symptome und der Verträglichkeit auszurichten ist, sollte nach spätestens 3 Monaten abgebrochen werden, wenn sie nicht anspricht. Zahlreiche Arzneimittel werden nur off label eingesetzt. Für folgende gezielte, symptomorientierte medikamentöse Therapie besteht ein starker Konsens:[3]

  • RDS-D: Lösliche Ballaststoffe, Loperamid und Colestyramin können zur Behandlung des Symptoms "Diarrhoe" eingesetzt werden. Bei therapierefraktärem RDS-D sollen zur Behandlung der Symptome "Diarrhoe" und "Bauchschmerzen" 5-HT3-Rezeptorantagonisten (z.B. Alosetron) versucht werden.
  • RDS-O: Laxantien vom Macrogoltyp werden zur Behandlung des Symptoms "Obstipation" empfohlen. Wirken konventionelle Laxantien nicht oder werden nicht vertragen, kann der 5-HT4-Rezeptoragonist Prucaloprid versucht werden.

Zur Behandlung des Symptoms "Bauchschmerzen" sollen Spasmolytika, aber keine Analgetika (ASS, Paracetamol, NSAR, Metamizol) oder Opioide eingesetzt werden. Mit Amitriptylin kann man bei Erwachsenen Schmerzen und die globale Symptomatik (mit Ausnahme von Obstipation) behandeln.[4] Besteht eine psychiatrische Komorbidität, können auch Antidepressiva vom SSRI-Typ erwogen werden.

Quellen

Stichworte: Darmerkrankung

Fachgebiete: Gastroenterologie

BY-NC-SA

Wichtiger Hinweis zu diesem Artikel

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Geprüfte Änderung

Bearbeitet von Frank Antwerpes am 23.03.2024 Geprüft von DocCheck

Letzter Edit: 23.03.2024, 16:43

Reizdarmsyndrom - DocCheck Flexikon (2024)
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Author: Delena Feil

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